WAVE-GOTIK-TREFFEN 2014

Speziell in Erinnerung bleiben werden so einigen die hohen Temperaturen am 23. Wave-Gotik-Treffen in Leipzig. Trotzdem verkroch sich die Schwarze Szene nicht unter der Erde, sondern trotzte mit 21'000 Besuchern dem für diesen Anlass schon fast zu sonnigen Wetter.

Mit um die 200 auftretenden Bands und Künstlern, welche sich über 4 Tage auf ca. 40 Veranstaltungsorte in ganz Leipzig verteilen, ist es für einen einzelnen Besucher nur möglich, sich einzelne Angebote rauszusuchen und sich so ein ganz eigenes Programm zusammenzustellen. Und so stellt dieser Artikel auch einfach einen persönlichen Reisebericht dar. Sehr gerne wäre dieser noch um eine Vielzahl weiterer Geschehnisse ergänzt worden. Denn die Vielfältigkeit des WGTs ist einmalig und wohl jeder Besucher kennt das Problem, gerne an mehreren Orten gleichzeitig sein zu können.

(Sämtliche unsere Fotos zum WGT sind auch in unserer Galerie zu finden.)

Auch wenn das Festival offiziell am Freitag beginnt, finden jeweils schon am Donnerstag Abend die ersten Veranstaltungen statt. Eine dieser ist die EBM-Warm-up-Party in der Villa. Diesmal dort aufgetreten ist unter anderem Tomas Tulpe. Sein minimalistischer EBM mit einfach gestrickten Texten und einer guten Portion Selbstironie kam super an, das Publikum sang alle Lieder begeistert mit.
Auch wenn ich die Villa danach leider schon wieder verlassen und auf die restlichen Bands verzichten musste, war es ein gelungener Auftakt.
Tomas Tulpe - Ich bin ein Grufti

Am Freitag Nachmittag fand im Clara-Zetkin-Park das Viktorianische Picknick statt. Diese Veranstaltung hat kein fixes Programm, sondern lebt in erster Linie durch die Selbstgestaltung der Teilnehmer. In zum Namen passenden Outfits trifft man sich zum gemütlichen Beisammensein. Wobei bei so manchen Kleidern viel mehr die Kreativität und Fantasie als die Authentizität im Vordergrund steht.

Anschliessend gab es einen kurzen Abstecher in die Agra-Verkaufshalle. Sie ist am WGT quasi sie Einkaufsmeile der Szene. An diversen Ständen lässt sich von Musik, über Kleider und Accessoires so ziemlich alles finden. Dieses Jahr war mit Gothabella auch ein Label aus der Schweiz vertreten.

Am Abend folgte mit "Wagner_reloaded - Apocalyptica meets Wagner" ein persönliches Highlight. Dieses Cross-Genre-Spektakel bildet eine Mischung aus Tanz, Artistik, Objekttheater, Audiovisuellen Medien und Live-Konzert. Inhaltlich stehen nicht einzelne Werke im Mittelpunkt, sondern die Lebens- und Schaffenswege Richard Wagners. Musikalisch begleitet wird die Aufführung von der finnischen Cello-Metalband Apocalyptica.
Auf Youtube findet sich eine vollständige Aufzeichnung der Weltpremiere von 2013.

Der Tag sollte danach aber noch nicht vorbei sein. Im Städtischen Kaufhaus fand dieses Jahr an drei Abenden der Dunkelromantische Tanz statt. Die Musikauswahl zeigt sich hier im Spektrum von sphärischen Klängen bis hin zu Neofolk. Wer genaueres zur gespielten Musik wissen möchte, findet dazu weitere Infos im WGT-Forum.

Der Samstag Nachmittag war bei der Parkbühne für die Vertreter deutschsprachiger Liedtexte reserviert.
Gleich zu Beginn um 15:30 standen Schneewittchen auf der Bühne. Bei ihren Auftritten an vergangenen WGTs traten sie jeweils an kleinen, aber stets randvoll gefüllten Orten auf. Und die grosse Anzahl Besucher, welche sich trotz Sonne und Hitze bei der Parkbühne versammelten, zeigten, dass es eine richtige Entscheidung war, diesmal einen grösseren Veranstaltungsort für diese Band zu wählen.
Schneewittchen - Rosengarten

Anschliessend folgten Oberer Totpunkt. Markantes Merkmal dieses Projektes sind die Rezitationen von Bettina Bormann anstelle von Gesang.
Weiter ging es mit Ewigheim, welche etwas Dark Metal in die Parkbühen brachten.
Oberer Totpunkt - Spiegel im Käfig
Ewigheim - Schneemann

Untoten stellten dann ein weiteren persönlichen Höhepunkt dar und präsentierten den Facettenreichtum aus ihrer 20-jährigen Bandgeschichte - und standen zugleich der erste Mal mit ihrer Formation auf einer Outdoor-Bühne.
Untoten - Raben

Auch wenn das Programm dort anschliessend noch weiter gegangen wäre, war ein Wechsel der Location angesagt. Im Alten Landratsamt war der Tag der Neofolk-Bands. Argine und Sonne Hagal erschufen düstere Klangwelten. Besonders letztere Band boten einen bezaubernden Abschluss nach einem langen Tage.
Argine - Memorie
Sonne Hagal - Flackerndes Feuer

Das Schauspielhaus gehört zu den wenigen bestuhlten Veranstaltungsorten am WGT. Nebst Lesungen finden dort auch jene Konzerte statt, welche ruhiger daherkommen und zum Geniessen im sitzen einladen. Eines davon war am Sonntag der Auftritt von Der Blaue Reiter. Mit martialischer und apokalyptischer Musik zog die Band aus Spanien die Hörer im bis auf den letzten Platz besetzten Saal in ihre Welt.
Der Blaue Reiter - Eyes of the Lost

Am Montag war zum zweiten Mal an diesem WGT die Parkbühne eingeplant. Oswald Henke ist seit vielen Jahren mit diversen Projekten in der Szene aktiv. Diesmal stand er mit fetisch:Mensch auf der Bühne. Und auch an diesem Tage war die Parkbühne trotz nochmals etwas heisseren Temperaturen sehr gut gefüllt.
fetisch:Mensch - Narbengarten

Anschliessend folgte mit Violet Tears ein ruhigere Band. Nach dem energiegeladenen Auftritt von Oswald Henke eine gute Möglichkeit, sich wieder etwas zu entspannen.
Mit Felsenreich wurde es dann wieder rockiger, auch wenn viele Besucher es vorzogen, sich dieses Konzert noch sitzend vor der Bühne anzusehen.

Auf den Auftritt von Mantus hatten sich sichtbar viele gefreut. Zum einen ist diese Band nun auch schon seit 15 Jahren aktiv, zum anderen sind ihre Konzerte ziemlich rar. Ein Konzert von ihnen am WGT ist somit für viele eine einmalige Chance, sie live zu erleben.
Mantus - Kleiner Engel flügellos

Den persönlichen Konzertabschluss für das diesjährige WGT gab es dann im Heidnischen Dorf. Oliver S. Tyr ist den meisten als Sänger der Band Faun bekannt. Doch er hat auch noch ein anderes Projekt namens Folk Noir, welches auch so klingt, wie es heisst. Am besten hört man selbst mal rein.
Folk Noir - Dear Misery

Somit endete ein einmal mehr eindrucksreiches WGT, an dem es nichts zu beanstanden gab und man erfüllt und inspiriert wieder den Heimweg antreten durfte. Nur für nächstes Jahr wären ein paar mehr Wolken am Himmel aber sicher begrüssenswert.

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