Heilung scheint nicht in Sicht. Allein der Name des neuen MANTUS-Albums macht das schmerzlich bewusst. „Portrait aus Wut und Trauer“ hat Martin Schindler diesen neuerlichen Vorstoß in sein Seelenleben getauft, hat ein Werk erschaffen, das wie ein altes Ölgemälde in einer Schlossruine hängt und mahnend auf die Betrachter herabblickt. Eine Art „Bildnis des Dorian Gray“ der Gothic-Szene, ein Bekenntnis zu jenen Gefühlen, die uns auffressen und Tag für Tag in den Abgrund zu ziehen drohen. Mit bestimmten, selbstbewussten Pinselstrichen entwirft Martin Schindler hier ein Bildnis für die Ewigkeit, lässt alle seine Ängste, seinen Zorn und seine Verzweiflung auf die musikalische Leinwand fließen. Herunterschlucken kam für ihn nie in Frage. Jetzt jedoch zieht er offensiv gegen seine Dämonen zu Felde.
Wuchtig, kraftstrotzend und packend präsentiert sich die Musik. Eingängiger als zuletzt, schneller, wilder, aggressiver, im Fundament dabei aber natürlich von der gleichen opulenten Ausprägung, die Werke wie „Requiem“ zu Genre-Klassikern machte. MANTUS sehen nicht länger zu, wie die Welt in Scherben zerbricht, sondern schwingen sich zu Federführern des klassischen, gitarrenbetonten Gothic auf, die aus dem Bekenntnis zur eigenen Verzweiflung die wirksamste Waffe schmieden: Starke, gefühlvolle Songs, die einen, verbinden und stärken. „Portrait aus Wut und Trauer“ ist ein 14 Song starkes Manifest, das wie eine Fackel in der Dunkelheit auflodert.
Neben dieser gotischen Tour de force liegt der Limited Edition des auch grafisch wie immer höchst aufwändigen Digipaks mit „Grenzland“ ein komplettes Bonus-Album bei. Von Martin Schindler selbst als „Hörstück in 12 Teilen“ beschrieben, hat es keinerlei Bezug zum regulären Album und präsentiert sich als künstlerisches Collagenwerk, bei dem die Texte klar im Vordergrund stehen. Die ganz persönliche Odyssee des MANTUS-Bandkopfes, eine Irrfahrt durch die wellenumspülten Gewässer seines Verstandes. Anhören auf eigene Gefahr!